Gepostet von Pati am 29/11/17
Das Hope & Glory Festival in Liverpool fand dieses Jahr zum allerersten Mal statt – und es wird wohl auch das letzte Mal gewesen sein. Die Betonung lag offensichtlich eher auf Hoffnung, statt auf Ruhm. Das auf zwei Tage ausgelegte Musik-Event hielt nur einen Tag durch. Die Gründe dafür waren wenig überraschend, weil für jeden Festivalbesucher sehr offensichtlich: Überfüllung des Geländes, das schlecht geplant war; vier Bühnen, die sich musikalisch überlagerten; massive Wartezeiten am Einlass, an den Toiletten und an den Getränkeständen (wobei Letzteres gar nicht so unpraktisch war, um Vorletztem zu entgehen) und eine enorme Zeitverzögerung auf der Hauptbühne, die sogar zum Absetzen eines der Acts führte.
Dabei hatte das Konzept so vielversprechend geklungen: ein viktorianischer Jahrmarkt mitten in der Stadt mit für diese Ära zeitgenössische Musik wie James, Lightning Seeds, Ocean Color Scene und Starsailor. Zugegeben, ganz so alt sind die Bands in Wirklichkeit nicht und eigentlich waren sie der Grund, warum wir überhaupt auf das Hope & Glory aufmerksam geworden sind. Sie alle mal wieder live zu erleben, zusammen mit anderen großartigen Acts, die jede Menge Spaß versprechen und einen hohen Mitsing- und Hüpffaktor bieten wie The Pigeon Detectives und The Fratellis und die Möglichkeit neue, tolle Musik zu entdecken, wie die von Haunt The Woods oder The Jackobins, war einfach zu verlockend.
Zum Glück war bereits am ersten Tag einiges geboten und so konnten wir bei den Pigeon Detectives, The View und den Fratellis total abgehen, bei Embrace und Badly Drawn Boy entspannt auf dem Rasen in der Sonne chillen und deren Klassikern lauschen und bei Razorlight und James über frühere Zeiten sinnieren.
Außerdem haben wir zwei fantastische Neuentdeckungen gemacht: Die Prog-Rock/ Folk-Band Haunt The Woods aus Cornwall erinnert live nicht nur musikalisch, sondern auch energetisch sehr an die fantastischen, aber leider nicht mehr existenten Dry The River. Cause We Love Music hatte die Gelegenheit, mit den vier Jungs, die vor dem Festival im Stau standen und deswegen nur ein drei Lieder umfassendes Set spielen durften, über das Festival, ihre Erwartungen und die bisherigen Highlights ihrer Karriere zu sprechen:
Die lokale Band The Jackobins hat definitiv das Potential, die Massen zu mobilisieren, obwohl sie das bei ihrem frühen Slot noch nicht unter Bewies stellen konnte. Aber ihr charismatischer und sehr expressiver Frontmann Dominic Bassnett hat die Rampensau-Qualitäten, die jedes Venue zum Brodeln bringen. Vor kurzem haben sie ihre neue Single „Outside“ auf den Markt gebracht. Hört doch mal rein:
Nicht mehr zu sehen bekamen wir leider die Lightning Seeds, obwohl sie am Sonntag einen kurzfristig anberaumten Ersatzgig in einem örtlichen Club organisiert hatten. Vor dem standen wir auch an, haben es aber nicht bis rein geschafft. Vielleicht lag es daran, dass sie 100 der 300 verfügbaren Plätze auf die Gästeliste gesetzt haben, also ihren Verwandten und Freunden, die sie möglicherweise ständig sehen, den teilweise aus fernen Ländern wie Australien angereisten Fans den Vorzug gaben, aber das ist reine Spekulation... Entgangen sind uns darüber hinaus auch Reverend And The Makers, die vor drei Wochen ein neues Album veröffentlicht haben, Ocean Color Scene, The Twang und einige Neuentdeckungen wie The Shimmer Band, Coquin Migale, Avalanche Party, Cabezudos, Glass Mountain, Indigo Velvet und Dantevilles.
Unter anderem mit The Blinders, deren Karriere gerade extrem an Fahrt aufnimmt (Plattenvertrag mit Modern Sky UK gerade frisch unterschrieben, Support-Slot bei den Charlatans gesichert), hätten wir auch ein Interview gehabt. Die drei Wilden aus Doncaster solltet ihr auf jeden Fall im Blick behalten, denn ihr politisch motivierter, psychedelisch angehauchter Punk Rock wird in England bereits als die „Renaissance der britischen Rockmusik“ gepriesen. Im Dezember trifft Cause We Love Music die Band bei ihrem Gig im Hamburger Molotow und stellt sie euch ganz persönlich vor.
So kurz und chaotisch der eine Festivaltag auch war, er hat sich gelohnt und hatte neben den Bands, die wir sehen und hören konnten, noch einiges anderes Schönes: Statisten, in für Jahrmärkte der Jahrhundertwende typischen Kostümen, tolles Wetter, ein hübsch dekoriertes Gelände und eine nette Atmosphäre. An Liebe zum Detail und Idealismus mangelte es den Festival-Planern also nicht, leider aber an Expertise und Realitätssinn. Mittlerweile hat die Firma, die für das Festival verantwortlich war, Konkurs angemeldet. Mit Ruhm hat sie sich definitiv nicht bekleckert und die Hoffnung ist letzten Endes auch noch gestorben.
Ich wage zu behaupten, dass es so ein einzigartiges Line-up bei keinem anderen diesjährigen Festival geboten wird. Ein Großteil der Bands kratzen an ihrem 30-jährigen Bühnenjubiläum oder haben es bereits hinter sich. Generell passt der von heimischen Mainstreamradiostationen so oft bemühte Werbeslogan: "Das Beste der 80er, 90er und von heute!"
Und zu diesem kunterbunten Mix der musikalischen Generationen passt auch das vom Veranstalter versprochene Umfeld: ein viktorianischer Jahrmarkt. Also eher wie das Oktoberfest nur mit vielleicht nicht ganz so extremem Bierkonsum (wobei ich mir da bei unseren Nachbarn von der Insel nicht so ganz sicher bin...) und familienorientierter ausgerichtet als die meisten sommerlichen Musik-Events. Ein großes Stadtteilfest eben.
Auch hier geben wir's mal wieder auf, eine Auswahl anzuführen, denn bis auf ein paar kleine Ausnahmen (und dessen möchten wir wirklich niemanden), können wir es kaum erwarten, die meisten der teilnehmenden Bands mal wieder live auf der Bühne zu sehen.
Zum Gucken gibt's den liebevoll gestalteten Festival-Trailer:
Fakten
Datum: 5.-6. August 2017
Ort: Liverpool, England
Besucher: noch kein Erfahrungswert
Tickets: Tagesticket ca. 63€, Weekend-Ticket ca. 100€
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