Live At Leeds am 29/04/17

Verfasst von Pati am 16/05/17

Ein Tag. 21 Venues. 190 Bands. Das war Live At Leeds. Am 29. April wurde die Stadt in Yorkshire für 12 Stunden zum musikalischen Zentrum der britischen Insel. Cause We Love Music war live vor Ort, um neue Bands auszuchecken und bei der Gelegenheit über die eine oder andere von ihnen etwas mehr zu erfahren.

 

Die Lokalmatadoren Team Picture geben in unserem Festival-Clip sehr unterhaltsam Auskunft über ihr WG-Leben, das sich quasi in ihrem Studio abspielt, und darüber, wofür ihrer Meinung nach die sozialen Medien gut sind. Hier findet ihr noch mehr Infos zur Band aus erster Hand.

 

Unsere coolen Landsmänner von Lea Porcelain zeigen sich begeistert vom Festival-Ort und berichten über ihre neue musikalische Heimat, das Funkhaus in Berlin. Merkt euch schon mal den 16. Juni vor, denn da erscheint ihr Debütalbum "Hymns To The Night", das Markus und Julien hauptsächlich nachts aufgenommen haben- so wurde die Titelfindung zum No-Brainer.

 

 

Aller guten Dinge wären drei gewesen, doch unsere linksrheinischen Nachbarn Her zogen ein Nickerchen unserem lustigen Frage-und-Antwort-Spiel vor. Ist es nicht schön, wenn sich Vorurteile bestätigen? Aber wir sind nicht nachtragend und wollen auch nicht regelwidrig nachtreten, sondern euch stattdessen noch andere Bands ans Herz legen, die wir entweder live erleben durften (was trotz der unüberschaubaren Menge leider wegen unserer Fragerunde lächerlich wenige waren) oder gerne gesehen hätten.

Noch gesehen

Bei Easy Life ging buchstäblich der Punk ab! Auch wenn sich bei einem der ersten Gigs am sehr frühen Nachmittag im abgelegensten Venue des Festivals noch nicht sehr viele Leute eingefunden hatten, so konnten die immerhin nicht anders, als zu den treibenden Gitarren und dem rasenden Schlagzeug abzurocken als gäb’s nicht noch weitere Bands bei denen sie gerne dasselbe gemacht hätten, dazu aber nicht mehr in der Lage waren, weil sie sich bei Easy Life schon komplett ausgepowert hatten.

 

 

Superfood waren... super gut! Zwar hat bei ihnen die Technik etwas rumgezickt (vllt. war sie auch aus Frankreich...) und aufs Keyboard haben sie dann ganz verzichtet, doch als sie mit einer halben Stunde Verspätung endlich loslegen konnten, ging’s total ab. Am Ende waren sie nicht mehr allein auf der Bühne, die Stimmung hatte das Publikum wie eine Welle nach vorne gepeitscht und etliche Zuhörer in den Intimbereich der Band einfallen lassen.

 

 

Bei VANT ging’s ähnlich enthusiastisch zu. In einem Kellerclub brachten sie jeden im Raum dazu, sich auf den Boden zu kauern und an einem zuvor nicht konkret festgelegten Punkt nach oben zu springen. Crowd control: 1+ mit Sternchen. Das haben sie sicher von Kollegen wie Biffy Clyro und Catfish And The Bottlemen gelernt, für die sie auch schon das Publikum anheizen durften.

 

 

Am letzten Tag gab’s noch ein spezielles Abschlusskonzert, das von den Indie-Sauriern Maximo Park geheadlined wurde. Noch dabei: The Indigo Project, High Tyde und Spector.

 

Die Bürschchen von The Indigo Project wirken zwar, als wären sie gerade erst auf eine weiterführende Schule gekommen, aber man merkt ihrem Spiel eben den jugendlichen Enthusiasmus an, den man von Siebtklässlern erwarten würde. Und da war schon viel Schönes dabei. Als ihre Lehrerin würde ich sagen: „Ich sehr da ein großes Potenzial.“

 

 

Aber wirklich im Auge behalten sollte man High Tyde. Die vier Jungs aus Brighton sehen zwar auch nicht älter aus als ihre Vorgänger und bewegen sich alle noch im Teenagerbereic haben nicht nur eine Attitüde, die sie weit nach oben bringen könnte, sondern auch die nötige Live-Präsenz und krass gute Songs. Mit den genialen Foals haben sie sich da bestimmt nicht das schlechteste Vorbild ausgesucht.

 

 

Ok, bei Spector kann ich einfach nicht objektiv bleiben, aber wer kann das schon bei Musik? Und muss man das überhaupt? Nein, denn Musikgeschmack kann niemals objektiv sein und das ist auch gar nicht unser Anspruch. So, nachdem das Vertragliche  aus dem Weg ist, hier mein Meinung: Spector sind eine der besten Bands der letzten sechs Jahre. Bereits ihr Debutalbum „Enjoy It While It Lasts“ von 2012 war eine Offenbarung. Ganz offensichtlich von klassischem Rock’n’Roll der 50er/60er-Jahre beeinflusst, erscheinen beim Hinhören innere Bilder von Petticoats und imposanten Straßenkreuzern, Milkshakes und Schmalztollen, absolut mitreißend und gar nicht verstaubt.

 

 

Mit ihrem Nachfolger „Moth Boys“, den sie vor zwei Jahren veröffentlichten, haben sie musikhistorische Referenzen nicht ganz hinter sich gelassen, sondern nur das Jahrzehnt um gut 20 Jahre verschoben und blieben weiterhin abwechslungsreich und wiedererkennbar. Das liegt vor allem an der Stimme ihres Frontmannes, Fred Macpherson, die einem einen wohligen Schauer über den Rücken schicken kann. Als er dann noch in seinem Woody-Allen-Gedenk-Cord-Anzug mit dick gerahmter Brille auf die Bühne kam, standen einige Damen meines Alters, die eher auf den nerdishen Stadtneurotiker als auf den aalglatten Beau abfahren, sicherlich kurz vor der Ohnmacht.

 

Und nun zum Headliner. Ich mochte Maximo Park wirklich! Vor ungefähr zehn Jahren... Aber seien wir ehrlich, ab ihrem dritten Album gab es bei ihnen musikalisch nicht wirklich irgendeine Bewegung. Das konnte man auch dem Publikum anmerken: Bei Klassikern wie „Our Velocity“, „Books From Boxes“ und dem Closer „Girls Who Play Guitar“ (wohlgemerkt alle vom selben, ihrem zweiten Album „Our Earthly Pleasures“ aus dem Jahr 2007) gingen die Leute total mit, bei allem anderen waren es nur die hartgesottenen Fans, die mitsingen konnten und sich etwas exaltierter bewegten.

 

 

Mich persönlich stößt auch die sehr theatralisch-joviale Art von Frontmann Paul Smith ab, die so einstudiert wirkt, als würde er einen Coach beschäftigen, der mit ihm präzise die Choreografie ausarbeitet. Auch wenn ihr die Konzerttermine von ihnen in unserer Rubrik Vorspiel sehen sollte, ihr müsst nicht hingehen. J

Leider verpasst

  • Black Honey
  • Clay
  • Clean Cut Kid
  • DMA’S (dafür gesehen in München am 09/05/17)
  • Dream Wife (dafür gesehen auf dem Iceland Airwaves 2016 und da haben sie manch ihren männlichen Kollegen die Hosen ausgezogen und an einem Fahnenmast im Wind wehen lassen)
  • Gabrielle Aplin
  • Honeyblood
  • Husky Loops
  • Jagwar Ma
  • Let’s Eat Grandma
  • Mosa Wild
  • Nothing But Thieves
  • Rag’n’Bone Man
  • Teleman (dafür in andere Zusammensetzung als Pete And The Pirates 2008 in München gesehen)
  • Temples (dafür gesehen und interviewt am 08/04 in München)
  • The Hunna (dafür drei Tage eher in Manchester gesehen)
  • The Night Café
  • The Opera Comic
  • The Pale White
  • The Pigeon Detectives (dafür diverse Male gesehen, das letzte Mal in München am 23/03 in München)
  • White Lies (dafür diverse Male gesehen, das letzte Mal im letzten Jahr in München)